Corona-Krise: Sechs Impulse für nachhaltigen Kulturwandel.
Die wahre Stärke einer Organisationskultur beweist sich im erfolgreichen Umgang mit existenziellen Herausforderungen. Und vor allem darin, ob und wie die Kultur aus den Erfahrungen einer Krise lernt und sich sinnvoll weiterentwickelt. Sechs Denk- und Handlungsanstöße für verseuchte Zeiten – und für die Zeit danach.

Veränderung: Wann, wenn nicht jetzt?
Quod erat demonstrandum: Menschen und (Organisations-) Kulturen ändern sich – falls überhaupt – erst dann, wenn es nicht mehr anders geht. Also beispielsweise, wenn in schweren Krisen überkommene Denk- und Handlungsmuster bei der Problemlösung versagen und damit sinnlos werden: Dezentrales, vernetztes und selbstorganisiertes Arbeiten als Regel- und nicht als Ausnahmefall? – Erst das virusbedingte Gebot des Social Distancing hat es quasi über Nacht möglich gemacht. Dieses Beispiel zeigt auch, dass seltener technische Probleme zu überwinden sind (doch, die VPN-Verbindung ins Firmennetzwerk funktioniert meistens), sondern häufiger kulturelle und persönlich motivierte Widerstände. Wo bislang Wert auf Kontrolle gelegt wurde, ist plötzlich Vertrauen unabdingbar geworden. (Sofern man nicht den alten Prinzipien treu bleiben und in Überwachungssoftware investieren will.) Deshalb: Nutzen Sie die Corona-Krise jenseits des Krisenmanagements als Momentum für eine sinnvolle und nachhaltige Kulturentwicklung. Eine bessere Gelegenheit kommt (hoffentlich) so schnell nicht wieder.

Wertewandel: Wird alles anders. Oder?
Die Welt nach Corona wird eine andere sein. Hört man. Und ebenso häufig das Gegenteil. Wahrscheinlich ist: Latent vorhandene Entwicklungen werden sich verstärken. Ungezügelter Konsum als Lebensinhalt und Sinnstifter? Nach Wochen erzwungener Einschränkungen wird vielleicht manche(r) ein neues Bewusstsein dafür entwickelt haben, was für ihn oder sie wirklich von Wert ist. Und was man nicht mehr braucht. Zumal bei vernunftbegabten Menschen die Erkenntnis wächst, dass nicht nur der Klimawandel, sondern auch die pandemische Verbreitung von Sars-CoV-2 und anderer Viren der inakzeptable Preis für unseren bisherigen Lifestyle sind. Deshalb: Sensibilisieren Sie jetzt Ihre Organisationskultur für einen möglichen gesellschaftlichen Wertewandel und stellen Sie die Werteorientierung Ihres Unternehmens auf den Prüfstand. Änderungen des Geschäftsmodells oder des Portfolios nicht ausgeschlossen.
Digitalisierung: Jetzt aber richtig!
Keine Frage: In der Corona-Krise hat die Digitalisierung mehr als je zuvor unter Beweis gestellt, dass sie tatsächlich von Nutzen und Wert für die Menschen sein kann (ein Anspruch, der nicht immer eingelöst wurde und wird). Ob virtuelle Business-Meetings, digitales Lernen, Online-Shopping oder sogar der virtuelle Kneipenabend: In nahezu allen Lebensbereichen ermöglichen digitale Tools und Plattformen, unerwünschte physische durch virtuelle Kontakte und Interaktionen zu ersetzen. Zuvor kritisch beäugte Online-Plattformen gelten als Helden in der Krise. Und mancher sieht gar die alte Utopie erfüllt, dass das Internet tatsächlich ein Ort sein könnte, der Menschen zum Guten verbindet. Sicher scheint uns: Positive Erfahrungen mit digitalen Lösungen in der Krise werden das Verhalten auch nach der Krise prägen. Einerseits. Und andererseits wächst das Bewusstsein für den Wert zwischenmenschlichen Austauschs in der analogen Welt. Deshalb: Umarmen Sie die Digitalisierung, wo immer diese einen echten Mehrwert für Menschen schafft. Und kreieren Sie zugleich Orte und Anlässe für ganz und gar reale, intensive und ungefilterte Begegnungen.

Führung: Ist Stärke wirklich alles?
Krisen begünstigen starke Führer (beziehungsweise all jene, die sich als solche zu inszenieren wissen). Denn Menschen sehnen sich in unsicheren Zeiten nach der (vermeintlichen) Sicherheit einer starken Hand. Autokraten in aller Welt nutzen diesen Umstand gerne, um ihre Macht auszubauen, was allerdings eher selten dazu führt, dass die Krise zum Wohle der Menschen gemeistert wird. Wir meinen: Stärke ist kein Wert an sich. Wohl aber: Die Fähigkeit, Menschen klare Orientierung in der Krise und eine positive Perspektive für die Zeit danach zu geben. Eine Werteorientierung, die den Dienst an den Menschen und für die Sache über eigene Egoismen stellt. Die Fähigkeit und die Bereitschaft, Sinn und Zweck von Entscheidungen überzeugend zu vermitteln. Das Vermögen, sich in andere hinzuversetzen und auf deren Belange ehrlich einzugehen (wir nennen das kognitive Empathie). Wir sind der Überzeugung, dass sich diese Führungsqualitäten nicht nur in Krisenzeiten bewähren. Nutzen Sie deshalb positive Führungserfahrungen aus der Krise, um ihre Führungskultur sinnvoll und nachhaltig weiterzuentwickeln.
Systemfrage? Fragen an das System!
Ob Marktkapitalismus und Globalisierung insbesondere in der Corona-Krise Teil des Problems oder Teil der Lösung sind, wird ebenso gerne wie kontrovers diskutiert. Richtig ist jedenfalls: Wenn man ein System nicht mehr hinterfragt, wird es zur Ideologie. (Das letzte System dieser Art ging 1989 mangels Wert für die Menschen unter.) Man darf und sollte deshalb durchaus fragen, ob ein Wirtschaftssystem sinnvoll und uneingeschränkt erhaltenswert ist, das nach wenigen Wochen des Shutdowns beispielsweise Milliarden Menschen an den Rand ihrer Existenz bringt. Das nur mit Billionen staatlicher Dollars und Euros vor dem Zusammenbruch gerettet werden kann. Und das, so der Soziologe Hartmut Rosa, einem „Hamsterrad“ gleicht, das „sich dreht und dies immer schneller tut“ und die Menschen „in einen Aggressionsmodus gegenüber der Welt“ zwingt. Wir meinen deshalb, dass es sich lohnt, über Unternehmenskulturen und Geschäftsmodelle nachzudenken, die sich nicht dem Diktat uneingeschränkten Wachstums und bedingungsloser Profitsteigerung unterwerfen, sondern nachhaltigen Wert für Mensch und Gesellschaft schaffen.

Kommunikation: Die Krise sinnstiftend erzählen.
Irgendwann ist jede Krise vorbei und die Erinnerungen daran verblassen – die schlechten ebenso wie die guten. Wie man die Krise gemeistert hat. Was zuvor unmöglich schien und plötzlich möglich wurde. Menschen, die positiv überrascht haben. Heldinnen und Helden im Unternehmens-Ausnahmezustand. Erinnerungen an Erfahrungen wie etwa jene, von denen Seat-Manager Christian Vollmer im Interview mit der Wochenzeitung die DIE ZEIT berichtet: „In so einem Großkonzern guckt jeder sehr stark auf den eigenen Bereich. Das ist jetzt plötzlich anders: Wie wir aus dieser Notsituation heraus aus einem Unternehmen ein Team gebildet haben, das für einige Wochen jedes Hickhack, jede Missgunst vergisst und nicht vor allem an eigene Erfolge denkt, ist eine wirklich tolle Erfahrung.“ Erfahrungen entfalten eine verändernde Kraft über die Krise hinaus, wenn man sie weitergibt und die Erinnerung daran bewahrt. Es sind zu allen Zeiten immer auch die Erzählungen gewesen, die Kulturen verändert und geprägt haben. Deshalb: Generieren Sie in der Krise jene Narrative, die Bedeutung für die weitere Entwicklung Ihrer Organisationskultur haben sollen – und Ihr Unternehmen und dessen Wahrnehmung positiv verändern können.
Jetzt besonders sinnvoll: Unsere Value und Culture LABs.
Nutzen Sie die Erfahrungen aus der Krise für Ihren nachhaltigen Kulturwandel. In unseren individuell gestalteten Value und Culture LABs zeigen wir Ihnen, wie – selbstverständlich auch online. Sprechen Sie uns an, wenn Sie mehr erfahren wollen über die positive Kraft neuer Werteorientierung, sinnstiftender Unternehmenskultur und kulturprägender Kommunikation!