Netzwerke: Kein Geben ohne Nehmen.
Netzwerkorganisationen gelten als probate Antwort auf komplizierte, sich schnell ändernde Verhältnisse. Doch damit Netzwerke als wertschöpfendes Kooperationsmodell funktionieren, muss mindestens eine Voraussetzung erfüllt sein. Eine verbreitete Annahme erweist sich nach neuer Forschung hingegen als falsch.

Das Leben ist ein Geben und Nehmen, sagt schon der Volksmund. Auf dem Prinzip der Gegen- oder Wechselseitigkeit (auch Reziprozität genannt) basiert nahezu alle Kooperation und damit menschliche Zivilisation und Kultur. „Tit for tat“ ist das Motto nicht nur für sehr direkte, bilaterale Formen der Zusammenarbeit, sondern auch für gelingende Kooperationen in multilateralen Netzwerken. Die Regel lautet hier: Der individuelle Nutzen der Zusammenarbeit muss den in die Kooperation mit allen Beteiligten investierten Aufwand übersteigen, wie eine Forschergruppe um Xuelong Li von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in „PNAS“ berichtet. Einfach gesagt: Wer nichts davon hat, kooperiert nicht.
Strafe macht nicht kooperativer.
Nun mag die Erkenntnis, dass persönlicher Mehrwert eine wesentliche Voraussetzung für die Bereitschaft zur Zusammenarbeit in Netzwerken ist, wenig überraschen. Das Ergebnis eines weiteren Experiments der Forschergruppe ist allerdings dazu angetan, verbreitete Überzeugungen in Frage zu stellen: Strafen und Sanktionen einschließlich deren Androhung seien, so das Fazit der Wissenschaftler, nicht geeignet, Kooperationen in Netzwerken zu fördern. Es sei sogar das Gegenteil der Fall – selbst, wenn dadurch erhebliche Nachteile für das Individuum und die Gemeinschaft entstünden.
Ein aus Sicht der Unternehmensführung erwünschtes Kooperationsverhalten lässt sich also nicht erzwingen, eine Netzwerkkultur nicht anordnen. Vielmehr muss der damit verbundene Wert erkennbar sein – und zwar nicht nur der Wert für die Organisation, sondern für jede(n) Einzelne(n). Wir meinen: Das macht Sinn.
Die komplette Studie können Sie hier herunterladen (pdf, nur auf Englisch).